ma petite


Ein heißer und verdammt schwüler Sommertag. Wieder saß ich an der Rezeption in der kleinen Pension, in der ich arbeitete und in der in diesen Tagen kaum Gäste waren. Mein Rock klebte an meinen Schenkeln fest, der lederne Stuhl auf dem ich saß tat bei diesem Wetter sein übriges. Meine nackten Füße steckten seit Stunden schon in meinen schwarzen Riemchenschuhen. Meinen Güte, wie nass und heiß sie sich wieder anfühlten, dachte ich mir. Umhüllt von Leder und Synthetik versuchte ich, meine Zehen zu bewegen, was mir nur schwer gelang. Also ausziehen, es war ohnehin keiner da.

Was für ein fantastisches Gefühl. Endlich befreit, drehte und wendete ich meine sonst so schönen Füße. Doch jetzt waren sie geschwollen, die roten Druckstellen der Schuhe waren deutlich erkennbar. Vergnügt spielte ich mit meinen Füßen, drehte meinen Zehenring mit den Fingern in die richtige Position und genoss die Luft, die sich wunderbar angenehm anfühlte. Barfuß lief ich in die Küche, holte mir etwas zu trinken.
Genau in diesem Moment ging die Tür auf.

Verdammt! Ausgerechnet jetzt. Wie sieht das denn aus? Eine barfüßige Rezeptionistin? Nicht wirklich seriös. Mit einer gewissen Röte auf den Wangen eilte ich mit schnellem Schritt zurück. Ein mir fremder Mann stand da und blickte mit einem unverschämten Lächeln auf meine nackten Füße. Dieser Ausdruck in seinem Gesicht? Empört kam er mir nicht gerade vor.
Mit einem bezaubernden Lächeln sah ich ihn an und entschuldigte mich vielmals für diesen kleinen Fauxpas.
Doch er lächelte nur zurück und meinte: Nicht doch, Mademoiselle. Bei diesen Temperaturen und ihren schönen Füßen dürfen sie das.

Wie war das bitte?

Irgendwie machte mich dieser Mann nervös. Hatte ich doch nicht mit dieser Reaktion gerechnet. In seinem etwas altmodischen Samtanzug, der Brille und der Glatze konnte ich ihn nicht wirklich einordnen. Sah er denn gut aus, fragte ich mich? Nun, er hatte etwas. Aber es waren seine Augen. Seine wunderschönen blauen Augen, die mich nicht mehr los ließen.

Schnell setzte ich mich und versuchte, mir meine Schuhe wieder anzuziehen. Doch in dem Moment kam er auf mich zu.
Darf ich ihnen helfen, ma Petite?
Bevor ich etwas sagen konnte, kniete er auch schon vor mir nieder, nahm seine Brille ab und nahm meinen linken Fuß in seine Hände. Lächelnd drehte auch er an meinem Zehenring.
Entzückend! war sein Kommentar.

Mir fehlten die Worte angesichts dieser sonderbaren Situation.

Langsam begann er, meinen Fuß zu massieren und zu streicheln. Wie wunderbar sich das anfühlte, dachte ich mir, und mir wurde noch heißer als mir ohnehin schon war.
Dann nahm er meinen zweiten Fuß, und widmete sich genauso liebevoll diesem.
Plötzlich hob er seinen Blick und sah mich an. Wieder verlor ich mich in diesen unglaublich schönen Augen.
Leise sagte er: Meine Liebe, sie haben so wunderbare Füße. Es ist eine Schande, dass sie so lange schwitzen und leiden mussten. Darf ich mich etwas um sie kümmern?
Ich bekam nur ein gehauchtes "ja" über meine Lippen und merkte, wie mein Herz schneller anfing zu schlagen.
Er beugte sich hinunter und ließ seine Zunge sanft über meinen Fußrücken fahren. Ich bekam eine Gänsehaut und musste mich festhalten, um bei Sinnen zu bleiben. Seine weichen Lippen küssten nun jeden einzelnen meiner Zehen und genüsslich begann er, seine Zunge dazwischen spielen zu lassen.
Schmetterlinge schienen in meinem Bauch wild umher zu fliegen.
Was tun sie da? flüstere ich ihm zu.
Doch er beachtete mich nicht, sondern fuhr in seinem Zungenspiel fort. Jede seiner Berührungen brannte wie Feuer auf meiner Haut. Ich beugte mich etwas hinunter und berührte mit meinen Händen seine unrasierten Wangen.
Dann drückt er sein Gesicht zwischen meine Füße und atmete tief ein.

Sie wissen gar nicht, welch süßer Duft sie hier umhüllt. Meine Liebe, ich danke ihnen von Herzen.

Wieder sah er auf. Sein Gesicht in meinen Händen liegend, lächelte er mich mit dem schönsten Lächeln an, wie es schöner auf der Welt nicht sein konnte.
Er nahm meine Hände und zog mich sachte zu sich auf den Boden. Er küsste mich. Und wie er mich küsste. Ein Rausch der Sinne. Könnte man beim Küssen den Verstand verlieren, in diesem Moment wäre es geschehen. Nie im Leben bin ich so geküsst worden, mit solcher Zärtlichkeit, mit solcher Lust.

Ich weiss nicht, wie lange wir uns küssten. Minuten? Stunden? Es gab keine Zeit mehr.
Irgendwann ist jedoch auch der schönste Kuss zu Ende. Ich öffnete die Augen und sah in seine. Und wieder dieses Lächeln.
Ma Petite, ich danke ihnen für alles. Leben sie wohl.
Noch einmal streichelte er über meine gerötete Wange. Er nahm wieder seine Brille, dann stand er auf und ging.

Lange noch saß ich auf dem Boden und bewegte mich nicht. Alles war still, so still, ich konnte mein Herz schlagen hören.
Irgendwann fuhr ich mit meinen Fingern über meine Füße. Und ich lächelte.

Wer er war, und den Grund seines Kommens, habe ich nie erfahren.
Aber das war auch nicht wichtig.
Es war der Augenblick, der zählte.

Und wenn ich daran denke, fliegen sie wieder. Die Schmetterlinge...


© 2009 marie

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