und noch ein morgen im august


Als sie die Augen aufschlug, wusste sie, dass heute etwas passieren würde. Irgendetwas war anders, was genau konnte sie nicht sagen, es war einfach ein Gefühl.
Ein leichtes Kribbeln im Bauch, eine Art Vorfreude, vergleichbar mit der Anspannung die man vor einer Reise empfand. Vielleicht hatte es mit ihrem gestrigen Einkauf zu tun. Sie hatte lange überlegt, wie sollten sie sein, was wäre passend und hübsch zugleich. Sie schaute nach draußen, es versprach warm zu werden, genau richtig dachte sie. Als sie nach der Dusche vor ihrem Kleiderschrank stand, entschied sie sich für eine leichte Jeans und ein Top. Eine Jeans mochte warm sein, aber man konnte sie aufkrempeln, und die Vorstellung gefiel ihr. Normalerweise trug sie ihr Haar mit einem einfachen Haargummi zusammengebunden, aber heute sollte es anders sein. Sie suchte nach ein paar Haarklammern und steckte es zu einem Knoten zusammen.
Mit einem Lächeln holte sie den Karton aus dem Schrank, den sie gestern erworben hatte. Der Inhalt war noch eingepackt, vorsichtig wickelte sie das Papier darum weg. Dann ein letzter Blick in den Spiegel, ein prüfendes, aber zufriedenes Gesicht schaute ihr entgegen, als sie sich noch mal ansah, bevor sie die Haustür hinter sich zu zog. Es war wirklich schon recht warm und sie hatte kleine Schweißperlen auf der Stirn, als sie mit dem Rad den kleinen Hügel hinauffuhr. Es war eine ein Gewohnheit geworden die Strecke zu dem 3 Kilometer entfernten Supermarkt, in dem sie als Verkäuferin arbeitete, mit dem Fahrrad zurückzulegen. Nur bei fast unmöglichen Wetterverhältnissen nahm sie den Wagen. Die Straße war leer, Ferienzeit, viele Leute schienen im Urlaub zu sein, oder noch zu schlafen.
Ob er heute kommen würde? Fragte sie sich. Was wenn er nicht kommt? Aber er kam jeden Tag, jeden Morgen seit einem Jahr. Oder was, wenn sie die Dinge falsch gedeutet hatte? Nein, unmöglich. Er hatte sie inspiriert, war in ihren Gedanken, hatte ihre Phantasien entzündet. Er hatte sie Dinge an sich entdecken lassen, an die sie vorher nie gedacht hatte, die sie schier für unmöglich gehalten hätte. Er war ihr nah, obwohl sie sich nicht kannten, näher als sie sonst jemanden an sich herangelassen hatte. Es war, als gäbe es eine Art geheime Sprache zwischen ihnen. Aber nur sie entschied, ob gesprochen wurde oder nicht. Es machte ihr Freude seine Reaktionen zu sehen und vor allem, sie beeinflussen zu können. Heute würde sie ihn, wenn es möglich war, überraschen. Ihm und ihr endlich mehr verschaffen, als nur Einblicke und Sehnsüchte.
"Morgen Christine" hörte sie den Marktleiter rufen, als sie den Supermarkt betrat. "Kannst du bitte direkt die Palette mit nach hinten schieben?" Sie nickte, schob die Palette ins Lager und ging weiter und holte ihren weißen Kittel. Sie fing an, ihre tägliche Arbeit zu verrichten, konnte aber nicht umhin, immer wieder Blicke auf die Eingangstür zu richten.
Sie überlegte, wie das alles angefangen hatte. Er war ein Kunde, erst einmal ein Kunde wie jeder andere. Sie achtete nicht auf jeden Kunden, viele waren namenlos und letztendlich auch irgendwie gesichtslos. Natürlich gab es einige wenige, die Namen hatten. Oma Pönisch, die regelmäßig ihre Handtasche stehen ließ, oder Frau Grenzhäuser, die immer irgendetwas zu beanstanden hatte.
Er hatte erst einmal keinen Namen, sie für sich nannte ihn Dave. Anfangs hatte sie nur seine Blicke gespürt, seine Nähe, es aber nicht verstanden. Was wollte er, was war anders als bei anderen Männern? Wo schaute er hin, war er schüchtern, oder einer dieser verklemmten Perversen? Als sie sein Verlangen und seine Sehnsucht verstand, war es so, als wenn er etwas bei ihr öffnete. Etwas, das immer da gewesen schien, aber einfach nur unberührt war. Es war nicht nur Verlangen, es war Leidenschaft. Eine, die sie beide teilten. Jeder von ihnen auf seine Weise und mit seinen eigenen Phantasien und Träumen. Manche mochten es Fetisch nennen oder wie auch immer. Sie für sich bezeichnete es als eine Liebe und ein besonderes Begehren. Eine Leidenschaft für Füße, und er hatte eine für ihre.
Von dem Tag an liebte sie es zu beobachten, wie er reagierte. An manchen Tagen mochte sie ihm viel geben, ihre Füße in schwarzen offenen Sandalen. Sein Blick, sein Atem versetzten sie in Erregung. Dann wieder Turnschuhe mit und ohne Socken, Stiefel oder auch Schuhe mit Absatz. Morgens stand sie mit dem Gedanken auf, welche es heute sein könnten und sollten. Das Gefühl der Macht über ihn bereitete ihr Lust. Als ihr eines Morgens eine Dose herunterfiel kniete er vor ihr, berührte ihren Fuß. Sie merkte wie sie feucht wurde zwischen den Beinen. Wie sehr hätte sie sich gewünscht seinen Blick zu sehen, wenn sie ihm den Fuß einfach ins Gesicht drücken würde. Sie wünschte sich seine Zunge, die an ihrer Fußsohle einfach entlang lecken würde. Seine Nase zwischen ihren Zehen. Manchmal stellte sie sich vor, ihn einfach umzuwerfen und den Fuß auf sein Gesicht zu stellen. Sie nahm Blicke und Phantasien mit nach Hause.

Sie betrachtete ihre Füße, betrachtete ihre neuen blauen Flip Flops. Schuhe kaufen war mittlerweile nicht einfach nur ein Vergnügen, Schuhe kaufen war Erotik. Als sie anfing das frische Obst einzusortieren, spürte sie ihn. Obwohl sie ihn nicht sah, wusste sie, dass sein Blick auf ihr ruhte, dass er irgendwie hinter ihr war. Ihre Hände begannen ein wenig zu zittern, ein warmes Gefühl in ihrem Bauch zog runter zwischen ihre Schenkel. Sie merkte, wie sie feucht wurde, wie ihr Saft langsam in den Slip lief. Als er neben ihr stand, konnte sie ihn riechen, nahm seine Blicke wahr, die immer wieder auf ihren Füssen lagen. Ein wenig wollte sie seine Sehnsucht noch auskosten, wollte, dass die Luft geladen war von seiner Erregung. Sie spielte mit ihren Zehen, bewegte sie hin und her, in dem vollen Bewusstsein, das ihn das anmachte. Der Wunsch, ihn unter sich zu haben, nahm sie völlig ein. Sie gab einer Orange einen kleinen Stoß, so dass sie ihr direkt vor die Füße rollte. Er beugte sich hinunter, war ihren Füßen näher als je zuvor. Es war an ihr zu handeln, nur sie allein konnte bestimmen, wie die Situation weitergehen sollte. Sie hätte einfach einen Schritt zur Seite gehen können, sich kurz bedanken, nur diesmal wollte sie es nicht. Es war menschenleer im Laden, niemand da. Sie würden wenigstens einen kurzen Augenblick alleine nur für sich haben.
Sie hob ihren Fuß aus dem Flip Flop, musste sich beherrschen ihn nicht direkt umzuwerfen, aber sie wollte ihre Fußsohle in seinem Gesicht sehen. Sie spürte seine warmen Lippen an ihrem Fuß, seine Finger die ihn hielten. Schwierig dabei, so zu tun, als sortiere sie nur Obst. Als seine Zunge sie leckte, von der Ferse angefangen bis hin zu jedem einzelnen Zeh, hätte sie am liebsten gestöhnt vor Lust. Sie konnte seine Erregung aus jeder seiner Berührungen spüren, und das machte sie nur noch mehr an. Sie hatte keine Ahnung wie lange das ganze gedauert hatte, nur dass sie plötzlich ihren Namen hörte. Eine Kollegin rief nach ihr. Schnell verschwand ihr Fuß wieder in ihrem Schuh. Auch ohne sein zustimmendes Nicken hätte sie gewusst, dass es so sein würde, als sie ihm sagte "Wir sehen uns" und ging...


© 2004 jutta

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